Immer ist nie

Gibt es ein "immer"?
Gibt es so etwas wie die Ewigkeit?
Warum sagen wir immer wieder immer?




Wir verwenden in unserer Kommunikation immer wieder das Wort immer, ohne darüber nachzudenken, ob es wirklich stimmt, was wir sagen. Oft meinen wir, dass etwas oft eintritt, aber sicher nicht immer der Fall ist.

Für immer und ewig


Verliebte gebrauchen oft den Ausspruch: "Für immer und ewig." Gleichzeitig wissen sie aber, dass es so etwas nicht gibt. Man kann nicht immer und ewig an der Seite eines Menschen sein, außer man ist siamesischer Zwilling. Darüber hinaus wissen wir heute, dass mehr als die Hälfte aller Ehen getrennt werden.

Warum sagen wir dann so etwas, wenn wir es doch besser wissen? Ist es der Wunsch, den momentanen Zustand einzufrieren oder wollen wir den Moment damit festhalten? Fotos und Denkmäler werden aus ähnlichen Motiven gemacht. Wenn schon nicht der Zustand für ewig ist, dann wollen wir zumindest die ewige Erinnerung daran.

Wenn allerdings etwas für immer so wäre wie es ist, dann hätten wir bald genug davon. Es würde uns langweilen. Wenn immer die Sonne scheinen würde, dann würden wir uns bald Regen wünschen.

Du bist immer so ...


Auch in Vorwürfen kommt das Wort immer sehr oft vor. Wir werfen unseren Mitmenschen vor, dass sie immer so oder so sind. Dabei kann das gar nicht der Wahrheit entsprechen, weil kein Mensch ist immer nur so oder so. Jeder Mensch hat viele Facetten. Niemand ist immer lustig, traurig, zornig, aufbrausend, laut, sarkastisch, gut gelaunt usw. Wir sind das für eine bestimmte Zeit und machen für eine bestimmte Zeit etwas, aber nicht immer.

Aussagen im Konflikt wie z.B.:

  • Du bist immer so geizig.
  • Du hast immer eine andere Meinung als ich.
  • Du nimmst mich nie ernst.
  • Du bist immer komisch.

sollten aus unserem Sprachgebrauch gestrichen werden oder in andere Aussagen umgewandelt werden.

  • Ab und zu empfinde ich dein Verhalten als geizig.
  • Oft bist du anderer Meinung als ich.
  • Ich habe das Gefühl, dass du mich selten ernst nimmst.
  • Manchmal finde ich dein Verhalten komisch.

Nun klingen die Vorwürfe weniger angriffslustig. Einerseits haben wir aus einer Du-Botschaft eine Ich-Botschaft gemacht und andererseits sind die Worte immer und nie gestrichen worden.

Das hört sich für unsere Mitmenschen viel besser an und motiviert sie mit uns darüber zu reden, ohne gleich in Verteidigungshaltung gehen zu müssen. Probieren Sie es aus!

Univ.-Lektor Harald Mizerovsky, Dipl. HMI
http://www.mizerovsky.com 


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